Exercise-induced laryngeal obstruction (EILO) oder auch Vocal Cord Dysfunction (VCD)

Atemnotanfälle und Luftnotattacken verhindern

Vocal Cord Dysfunction (VCD) – was ist das?

Anfallsweise Atemnot

Rund 300.000 Menschen in Deutschland leiden unter der sogenannten Vocal Cord Dysfunction (VCD) auch Exercise-Inducible Laryngeal Obstruction (EILO) genannt. Die Vocal Cord Dysfunction ist eine Fehlfunktion der Stimmlippen (Stimmbänder), die zu plötzlich einsetzenden Atemnotanfällen und Luftnotattacken führt. Diese Stimmbandfehlfunktion, die genau genommen keine Stimmstörung ist, tritt anfallsartig auf und ist nicht lebensgefährlich. Die Anfälle werden durch einen Verschluss der Stimmlippen ausgelöst und führen zu Erstickungsgefühlen, die mit Todesängsten verbunden sein können. Anders als bei einem sogenannten Stimmbandkrampf, bei dem die Stimmritze sich vollkommen schließt, bleibt bei einer VCD immer eine Restöffnung der Stimmlippen während der Ein- und eine physiologische Öffnung während der Ausatmung bestehen.

Die Atemnotanfälle dauern in der Regel nur Sekunden oder wenige Minuten, werden jedoch von panikartiger Erstickungsangst begleitet. Nach einem Atemnotanfall öffnen sich die Stimmlippen von selbst und die Patienten können wieder normal atmen.
Wenn diese Patienten im beschwerdefreien Intervall zur Untersuchung kommen, ist in der Regel keine organische Ursache zu erkennen. Manche Patienten berichten von bestimmten Triggern (z.B. körperliche Belastung, bestimmte Düfte, Husten), die einen solchen Anfall auslösen können. Die Diagnose kann meist schon nach einer eingehenden Anamnese gestellt werden.

Die gezielte Diagnostik beginnt bei uns mit einem Eingangsgespräch, bei dem der Patient dem Arzt genau seine Problematik und den bisherigen Krankheitsverlauf schildern kann. Nach der ärztlichen Anamnese beginnt die ärztliche Untersuchung mit modernsten digitalen Diagnoseverfahren wie Videoendoskopie und Videostroboskopie.
Eine PC-gestützte Stimmanalyse beleuchtet mögliche Auslöser durch stimmhafte Vorgänge wie Sprechen oder Lachen. Gegebenenfalls führen wir Atem- bzw. Provokationstests durch.
Bei der logopädischen Untersuchung überprüfen wir die Atem- und Stimmtechnik sowie weitere relevante Bereiche wie Haltung und Muskeltonus. Genaue Umstände bisheriger Anfälle und mögliche Auslöser analysieren wir gemeinsam.

Hilfe finden Betroffene mit unserer VCD-Intensiv-Therapie

Vocal Cord Dysfunction

Grafik: Aussehen der Stimmbänder bei der Einatmung

Das Aussehen der Stimmbänder bei der Einatmung (A) eines gesunden Menschen und (B) bei einem Patienten mit VCD.
Die Grafik zeigt das Aussehen der Stimmbänder bei der Einatmung (A) eines gesunden Menschen und (B) bei einem Patienten mit VCD. Man kann gut den paradoxen Verschluss der Stimmbänder (B) erkennen. Charakteristisch ist die mit einem Kreis gekennzeichnete, diamantförmige Spalte. (Quelle: Mayo Foundation)

FALLBEISPIEL

Anamnese
Herr U., 49 Jahre alt, ist Lektor in einem großen Buchverlag. Seinen Job empfindet er als extrem stressig. Seit einigen Monaten leidet er unter regelmäßigen, unvorhersehbaren Luftnotattacken, manchmal aus dem Schlaf heraus auftretend, die ihn bei schweren Verläufen in Todesangst versetzen. Er hat eine Frau und 2 Kinder, die beim Miterleben der anfallsartigen Atemnot jedes Mal in Panik geraten. Die jüngst vom Hausarzt verschriebenen Asthmamedikamente bringen keine Linderung der Symptome und Herr U. fühlt sich seiner Erkrankung zunehmend hilflos ausgeliefert.

Befunde
Der Stimmklang ist etwas rau, die Videolaryngoskopie zeigt im hinteren Kehlkopfanteil minimale Anzeichen eines Magensäurereflux. Bei einer genauen Anamnese wird deutlich, dass die Einschränkungen der Atmung während der EINatmung und nicht während der Ausatemphase erlebt werden – dieses grenzt eine sogenannte VCD von einer Asthmaerkrankung, bei der vor allem die Ausatmung beeinträchtigt ist, ab. Herr U. hat eine deutlich eingerollte, nach innen gesackte Haltung und berichtet von starker körperlicher Verkrampfung während der Atemnot.

Empfehlung und Verlauf
Eine medikamentöse Therapie mit Magensäure-Blockern (Protonen-Pumpen-Inhibitoren) über 2 Monate wird empfohlen.
Bei einer logopädischen Blocktherapie über 4 Tage werden dem Patienten sowohl die physiologische Atmung als auch die Vorgänge während eines VCD-Anfalls anhand von Videoaufnahmen erklärt. Es wird explizit beruhigt, dass man an einer VCD nicht stirbt, wodurch dem Patienten und auch seiner Familie die Angst vorm Ersticken genommen und somit die Aufregung während eines Anfalls deutlich reduziert werden kann.
Herr U. erkennt die für ihn relevanten Zusammenhänge von Tonus, Atmung und Ernährung und seinem Umgang mit Stress. Er erlernt atemerleichternde Körperhaltungen und Atemübungen für den Akutfall sowie tonusregulierende und entspannende Übungsverfahren für den Alltag.

Erläuterung
Die Vocal Cord Dysfunction (VCD) ist eine Fehlfunktion der Stimmlippen (Stimmbänder), die zu plötzlich einsetzenden Luftnotattacken führt. Die entstehenden panikartigen Ängste können den Alltag der Patienten massiv einschränken. Viele Patienten können „Auslöser“ benennen. Häufig wird eine VCD mit Asthma bronchiale verwechselt, teilweise bestehen beide Störungsbilder aber auch parallel.

Typisch sind sehr plötzliche und mitunter extrem heftige Anfälle von Atemnot. Diese werden durch einen fast vollständigen Verschluss der Stimmlippen, meistens während der Einatmung, ausgelöst – ähnlich einem sogenannten Stimmbandkrampf. Diese Atemnot klingt ganz häufig spontan nach 1 bis 5 Minuten wieder ab.

Die Intensität der Anfälle variiert von „Durchatemschwierigkeit“ bis zur Erstickungsangst. Das Gefühl der Kehl- und Brustenge sowie der so genannte Stridor (lautes Atem- oder Pfeifgeräusch) bei der Einatmung sind weitere mögliche Symptome eines akuten Anfalls.